Die New Yorker Künstlerin Kristina Milano ist eine begabte aber, wie so häufig, mittellose Künstlerin, die sich eine Wohnung mit ihrer besten Freundin Leigh teilt. Ihre Beziehung zu Partner Nathan ist leidenschaftslos und befindet sich an einem toten Punkt. Als jemand eines ihrer Bilder kauft, erhält sie bald darauf eine E-Mail, in der die Käuferin Kris ihre Begeisterung zu dem Bild mitteilt. Was folgt ist ein mehrfacher Austausch von Nachrichten und eine unerwartete Freundschaft. Doch Julia, Kris‘ elektronische Gesprächspartnerin, hat ein Geheimnis, von dem Kris niemals erfahren darf. Denn in Wahrheit ist Julia niemand anderes als die berühmte Schauspielerin Julianne Franqi. Doch als die Freundschaft zwischen den beiden wächst und das reale Leben droht über die Online-Bekanntschaft hinauszuwachsen, muss sich Julianne entscheiden. Kann sie es wagen noch einmal den »Senden«-Button zu drücken?
How could she possibly fill a blank page with everything she saw? How could she capture the laughter, the sounds, the sadness and desperation with a mere stroke of the pencil? Could she? Was it possible?
Wow. Habt ihr schon einmal erlebt, dass ich von einem Liebesroman schwärme? Das dürfte nicht ganz so oft passiert sein in der Vergangenheit. Diese Woche aber habe ich ein Buch für euch, das mich einfach mitgerissen hat. Schnallt euch also an wenn es heißt: Sam feiert einen Liebesroman, der ihr einen kleinen Herztod und viele Lacher beschert hat.
The Blind Side of Love ist alles andere als ein schnulzig übertriebenes Buch, bei dem man ständig peinlich berührt die Augen rollen möchte. Stattdessen steckt es voller spitzzüngigem Humor (genau mein Ding!), richtig lebendigen Figuren und einer sich langsam entwickelnden Liebesbeziehung zwischen zwei sehr ungleichen Frauen, die aus noch weniger gleichen Welten stammen und zum Teil weniger über sich selbst wussten, als ihnen bisher bewusst war. Es gibt nicht viele Bücher die es schaffen, mich mit so viel aufgewühlten Emotionen zurückzulassen. Einer Mischung aus endloser Liebe für alle Figuren, und tiefer Traurigkeit darüber, dass diese Menschen nun nicht mehr zu meinem Leben gehören. Die Charaktere in The Blind Side of Love fühlen sich so echt und real an, dass ich sie im Augenblick wirklich schmerzlich vermisse und mich die Geschichte – wie eine Freundin, die mir das Buch auch empfohlen hat, so treffend formulierte – mit einer leichten Form von Liebeskummer zurücklässt. Was, so schlimm? Ja!
An diesem Buch gibt es einfach nichts, was man nicht mögen kann. Die Handlung entwickelt sich langsam, aber nicht langweilig. Ich hatte Mühe das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen, weil ich einfach unbedingt wissen musste, wie es nun weitergeht. Dabei ist die Geschichte nicht einmal neu oder besonders ungewöhnlich. Man ahnt sogar wie sie ausgehen wird. Aber das Buch ist trotzdem so spannend und die Atmosphäre dicht. Es ist wohl vielmehr die Normalität der Entwicklungen, die den Reiz dieses Romans ausmacht. Dabei bewegt sich The Blind Side of Love von zwei emotional unerfüllten Individuen zu einem der schönsten Liebespaare, die ich bisher in Geschichten gefunden habe. Es wirkt alles weder künstlich herbeigeführt, noch nach unerreichbarer Hollywood-Romantik. Wobei der Vergleich fast ironisch ist, angesichts der Tatsache, dass Julianne eben genau das ist: ein Hollywood Star.
Wenn es zu den Charakteren kommt sind sie alle, inklusive der Nebenfiguren, großartig. Da haben wir einmal Kris: Künstlerin, bettelarm, in einer eingeschlafenen Beziehung gefangen, verträumt aber bodenständig, allein aber nicht pessimistisch und im Besitz eines herrlichen Humors, der zunächst in Gesprächen mit ihrer Mitbewohnerin Leigh deutlich wird, später auch in der Interaktion mit anderen Figuren. Sie ist auch auf den ersten Blick etwas introvertiert, aber unter der Oberfläche lauert eine kleine Wildkatze, die nur darauf wartet ins Freie treten zu können.
Bei Julianne hatte ich erwartete, dass sie so eine mega selbstbewusste und irgendwie abgehobene Person sein müsste. Einfach, weil sie diese gefragte und erfolgreiche Schauspielerin ist. Aber das Gegenteil ist der Fall. Sie führt ein nahezu unechtes Leben und ist ernüchternd einsam, obwohl sie ständig im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Wo Kris nach außen ruhig und innerlich voller Feuer ist, ist Julianne nach außen »laut« und furchtlos, aber privat in sich gekehrt und sogar schüchtern. Ich glaube das große Plus dieses Romans ist die Tiefe und Vielschichtigkeit der Figuren. Sie haben so viele Erinnerungen, Erfahrungen und Gedanken, dass sie wie aus dem Leben gegriffen wirken. Und die Dynamik zwischen Kris und Julianne ist einfach herrlich anzusehen.
Die Nebenfiguren stehen den beiden Hauptfiguren in nichts nach. Juliannes bester Freund Adrian Cruz und Kris‘ beste Freundin Leigh z.B. sind dermaßen präsent, schlagfertig und ungeniert … ich habe mich ständig kaputtgelacht und möchte sofort einen Videoabend mit ihnen machen. Das stellt mich vor das nächste Problem: seit Abschluss des Buches kann ich kein Fernsehen mehr schauen ohne mir die Menschen hinter der Rolle vorzustellen … Wie sind sie in ihre Karriere hineingewachsen? Machen sie sich Sorgen um die nächste Rolle? Sind sie unbemerkt einsam wie Julianne?
Also ich fürchte ich könnte noch den ganzen Tag darüber sinnieren, was ich alles an diesem Roman liebe und wie viele Eindrücke er hinterlassen hat, aber dann nimmt die Rezension kein Ende mehr. Ich kann nur sagen, wenn ihr eine Romanze ohne klebriges Süßholzraspeln lesen möchtet, mit sehr plastischen, vielfältigen Figuren und sprühendem Humor, dann greift zu! The Blind Side of Love ist einfach zu schön, um nicht gelesen zu werden. Ich kann wirklich nicht in Worte fassen, wie sehr ich diesen Roman und jede einzelne Figur darin ins Herz geschlossen habe.
Übrigens:
Das Buch wurde noch nicht offiziell veröffentlicht und ist der zweite »Entwurf« der Autorin, die ihr Werk derzeit kostenlos auf ihrer Website anbietet. Ich weiß aber beim besten Willen nicht, was man an diesem Roman noch verbessern wollen könnte. Er ist schlichtweg perfekt.
Ingrid Díaz: The Blind Side of Love (Draft v.2)
ca. 600 Seiten, eBook/PDF