Abgebrochen: Gay Pride & Prejudice
Tja, was soll ich sagen? Ich habe es versucht. Die Idee ein paar der berühmtesten klassischen Figuren in lesbische und schwule Protagonisten zu verwandeln fand ich unheimlich spannend. Die Geschichte liest sich auch gut an und irgendwie bin ich noch immer neugierig auf die Stelle, wo sich Elizabeth und Caroline kriegen oder wo enthüllt wird wer denn nun Mr Darcys Love Interest ist, aber der Weg dorthin ist mir einfach zu anstrengend. Nach nunmehr 40% habe ich beschlossen das Buch abzubrechen, da ich dieses ganze gesellschaftliche Geplänkel nicht länger aushalte. Das förmliche Gerangel darum wer wen heiratet und die bessere Partie für diesen oder jenen, mal mehr, mal weniger feinen Schnösel ist, dehnt sich wie Kaugummi in der heißen Sommersonne. Die Belanglosigkeit der Unterhaltungen tötet meine Gehirnzellen so zuverlässig wie das hirnlose Gezeter von Elizabeths Schwestern und Mutter. Die Handelsware Frau kriege ich auch bei aller Liebe für die herrlich antiquierte Sprache und dem Verständnis von Vernunftsehen nicht romantisiert.
Man muss dazu sagen, wer das Original kennt und liebt, für den wird Gay Pride & Prejudice sicherlich ein Vergnügen bleiben. Die Geschichte wurde nur marginal geändert, dort wo es eben nötig war, um die Beziehung mancher Figuren auf eine homosexuelle Ebene zu bringen. Ansonsten ist die Geschichte Wort für Wort von Jane Austen übernommen worden und man merkt den Änderungen von Kate Christie nicht an, dass sie nicht ins Originalwerk gehören. Die Umsetzung ist der Autorin also sehr gut gelungen. Dass ich dieses Buch nun abbreche liegt also keineswegs an einer schlechten technischen Umsetzung, sondern daran, dass ich mit dem endlosen Oberschicht-Geschwafel nichts anfangen kann. Und dann die Namen… Nicht nur, dass sowieso schon ein Dutzend verschiedener Namen darin vorkommen, nein, dann gibt es auch noch Spitznamen und die mehr förmliche Anrede. Bei zwei oder mehr Miss Bennets und Bingleys wird es irgendwann konfus. Wer sagt jetzt was zu wem? Dafür fehlt mir leider die Geduld.
Kurzum: Wie so oft bei Klassikern, fehlt mir der Unterhaltungswert. Wenn ich also das nächste Mal Bedarf nach englischer Attitüde und feinen Kleidern habe, greife ich lieber wieder zu Gail Carriger. Das ist zwar ein Vergleich von Birnen und Äpfeln, aber wenigstens passiert da zwischendurch ordentlich was! Und was die Klassiker angeht sollte ich es wohl langsam aufgeben statt es wieder und wieder zu versuchen.
Empfehlen würde ich das Buch trotzdem allen, die eine Vorliebe für Jane Austens Klassiker und historische Romane haben und Freude an einem gay-Twist. Der Roman ist durchaus gut gemacht – soweit ich es eben nach knapp der Hälfte sagen kann – und ich finde es in diesem Fall sehr schade, dass ich nicht mehr Gefallen an Gesellschaftsromanen finden kann. Wie die Autorin das Problem der Figuren löst hätte ich gerne erfahren, aber dafür bemühe ich dann lieber Meister Google.